Die EZB versucht mit allen Mitteln der Deflation zu entkommen, die Banken müssen mehr Kredite vergeben und risikolose Geldanlagen bringen kaum noch Zinsen. Hinzu kommt, dass in der Eurozone die drei größten Volkswirtschaften schwächeln. Dies hat eine Stagnation des Wirtschaftswachstums zur Folge. Einen kleinen Hoffnungsschimmer geben die Schuldenländer Spanen und Portugal.
Zweites Quartal anders als erwartet
Die Wirtschaftszahlen für April bis Juni wurden veröffentlicht und schon schlagen alle die Hände über dem Kopf zusammen. Deutschland, Frankreich und Italien stagnieren so gut wie oder liegen leicht darunter. Deutschland musste minus 0,2 Prozent hinnehmen, genauso wie Italien. Frankreich schaffte immerhin noch die Stagnation. Droht jetzt etwa wieder eine Rezession?
Es handelt sich hier um keine Quantensprünge, denn zu Beginn des Jahres ging es für die 18 Länder der Währungsunion um genau dieselben 0,2 Prozent nach oben. Danach folgte die Krise in der Ukraine mit Russland, weshalb sich viele Unternehmen aus der Zone zurückzogen. Eine Unruhe machte sich breit und bremste den Aufschwung.
Spanien und Portugal geben Hoffnung
Ausgerechnet in jenem Moment wo die großen Wirtschaftsmächte eine Pause einlegen, rücken Spanien und Portugal vor. Sie wollen sich aus der Krise kämpfen und legten jeweils um 0,6 Prozent zu. Auch die Niederlande lande mit 0,5 Prozent im Plus, ebenso Österreich mit wenigstens 0,2 Prozent. Griechenlands Rezession scheint das Ende anzusteuern, die Wirtschaft schrumpfte im Frühjahr nur noch um 0,2 Prozent. Nach sechs Jahren ist endlich wieder ein Wachstum in Sicht. Zypern macht dagegen mit 0,3 Prozent weniger immer noch Sorgen, trotz des großen Euro-Rettungsschirms.
Schwacher Ausblick
Insgesamt fällt die Prognose für den Rest des Jahres und im Gesamten damit deutlich schwächer aus. Anfang Mai nannte die EU-Kommission noch ein Plus von 1,2 Prozent, was heute sehr optimistisch klingt. Die andauernd politischen Unruhen in der Ukraine und Russland geben dem Wachstum den Rest. Die Währungshüter der EZB halten in ihrem Bericht fest:
„Insbesondere erhöhte geopolitische Risiken sowie die Entwicklung in den Schwellenländern und an den globalen Finanzmärkten könnten die Konjunkturlage negativ beeinflussen.“ In der Weltwirtschaft werden die Euroländer oft als eine Einheit gesehen. Unruhen in einem Land senken das Vertrauen im Handel mit allen Ländern. Die EZB rechnet mit Auswirkungen auf die Energiepreise und außerdem könnte die Nachfrage nach Produkten aus den 18 EU-Ländern sinken.
Sanktionen über Sanktionen
Die Ukraine hält sich derzeit etwas im Windschatten von Russland auf, weil der Kreml mit vielen Ländern streitet. Sanktionen über Sanktionen werden ausgesprochen, deren Folgen sind nicht im Ansatz vorhersehbar. „Zu den weiteren Abwärtsrisiken zählen unzureichende Strukturreformen in den Ländern des Euroraums und eine schwächer als erwartet ausfallende binnenwirtschaftliche Nachfrage“, erklärte die EZB.
Insgesamt hat die EU also sehr viele Großbaustellen zu bewältigen! Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so setzen die Währungshüter auf das günstig vergebene Geld, welches in Kredite zur Wirtschaftsförderung fließen soll. Das Leitzins-Rekordtief von 0,15 Prozent dürfte für lange Zeit der Standard bleiben.