Die aktuelle Stärke des Euros macht Ökonom Peter Bofinger nervös. Er setzt sich für eine Kursänderung der EZB ein, um bestimmten Problemen vorzubeugen. Alles nur Panikmache oder steckt doch eine begründete Angst dahinter? Seine Kollegen sehen es deutlich gelassener.
Experte fordert geldpolitische Maßnahmen
Der hohe Eurokurs bedarf einer Drückung nach unten. Der Devisenmarkt wird derzeit zu sehr von ihm bestimmt, weshalb genau hier eine Intervention der EZB stattfinden muss, so Bofinger. „Wechselkurse bewegen sich weitgehend losgelöst von makroökonomischen Fakten, deshalb ist es gerechtfertigt, wenn die Notenbanken da eingreifen“, erklärte der Ökonom, welcher zugleich im Sachverständigenrat arbeitet. „Die EZB müsste eben in großem Stil amerikanische Staatsanleihen kaufen – die dafür nötigen Euro-Beträge kosten sie nichts, und auf die US-Anleihen gäbe es sogar noch Zinsen.“ Wichtig hierfür sei, dass sich die EZB mit den anderen großen Notenbanken abspricht, damit die Intervention ein Erfolg wird. Andernfalls droht ein wahrer Währungskrieg.
Der Euro könnte zurzeit nicht teurer sein, die letzten Monate waren von einem konstanten Anstieg gekennzeichnet. Bei einem Wechselkurs von bis knapp unter 1,40 Dollar, sei der Euro derzeit „absolut kontraproduktiv“. In vielen Peripherieländern geht es um Wettbewerbsfähigkeit, die durch einen zu starken Euro nicht möglich ist, so Bofinger.
Kaum Zustimmung
Diese Theorie findet bei anderen Experten nicht wirklich Anklang. So wurde der Versuch den Schweizer Franken im November noch weiter aufzuwerten, abgewendet. Die Druckerpressen liefen auf Hochtouren und produzierten Milliarden der Währung, um sie danach in Euro-Anleihen zu investieren. Wenn die EZB den Euro tatsächlich drücken wollte, wären noch viel größere Beträge notwendig.
Aber ist der Euro wirklich schon zu stark geworden? Bofinger kriegt nur wenig Rückenwind für seine Theorie: „Der aktuelle Euro-Kurs ist hoch, aber historisch keinesfalls außergewöhnlich“, erklärt Stefan Bielmeier, Chefökonom der DZ Bank. Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg, stimmt dem zu: „Der Euro ist leicht überbewertet, aber nicht in einem Besorgnis erregenden Ausmaß.“
Wo genau die Schmerzgrenze des Euros hinsichtlich der Exportwirtschaft liegt, ist man sich nicht einige. WamS-Präsident Anton Börner gibt Entwarnung aus seiner Sicht: „Die Wahrheit ist: Weder bei einem Euro-Dollar-Kurs von 1,30 noch bei 1,35 gingen die Lichter aus. Die deutsche Exportwirtschaft kommt nun auch mit 1,40 Euro zurecht, und selbst bei einem noch teureren Euro bestünde hierzulande kein Grund zur Panik.“