Dass ein US-Präsident Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen nimmt ist verpönt. Noch nie hat ein Oberhaupt der Vereinigten Staaten so viel gegen die Währungshüter der Fed gewettert. Seine mehrfachen Zornentladungen zeigen Wirkung. Bald schon könnte die Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins senken. Somit bleiben Aktien und Devisen weiterhin attraktiv. Ob es ein Zufall ist, dass jetzt gerade der Ölpreis auf sein Sechs-Jahres-Hoch klettern konnte?
Fed will Trumps Wunsch erfüllen
Niedrige Zinsen sind für Trump sehr wichtig. Seiner Meinung nach sorgen sie für eine brummende Wirtschaft und gute Beschäftigung. Monatelang bearbeitet der US-Präsident schon seinen Fed-Chef Jerome Powell. Nun scheint er nachgegeben zu haben. Dabei sollte die Notenbank unabhängig von der Politik agieren.
Doch wenn Trump etwas will, dann setzt er sich mit aller Macht durch. Ganz gleich welche Konsequenzen damit herauf beschworen werden. Er befindet sich gerade in den Vorbereitungen zum nächsten Wahlkampf. Da braucht er starke Argumente und muss beweisen, wie gut er alles unter Kontrolle hat. Wenn niedrige Zinsen tatsächlich zu mehr Konjunktur und höheren Aktienkursen führen, wäre das ein dicker Zugewinn unter seiner potentiellen Wählerschaft.
Innerhalb der Fed verfolgt man stabile Preise und eine niedrige Arbeitslosigkeit. In 2018 wurden die Zinsen viermal angehoben, eben weil die Wirtschaft so gut lief. Trump bezeichnete sie dafür als „ahnungslos“, „lächerlich“ und anderweitig.
Schadensbegrenzung beim Handelskrieg
Allerdings soll die Fed nicht eingeknickt sein. Stattdessen müssen sie Schadensbegrenzung betreiben, weil Trump seinen Handelskrieg so intensiv führt. Allen voran mit China, weil dessen Importe in die USA ein enormes Defizit erzeugen. Aber auch Europa nimmt Trump immer mal wieder aufs Korn.
Die US-Währungshüter haben beobachtet, dass der andauernde Zollstreit die Konjunktur belastet. Eine Zinssenkung könnte das geeignete Mittel darstellen, um „angemessen“ zu reagieren. So betonte es Powell. Noch geht es der Wirtschaft gut und so soll es auch bleiben.
Zufällig bekommt Trump damit seinen Willen. Im Grunde macht die Fed aber nur ihren Job, denn sie ist zum Handeln gezwungen.
Goldpreis erreicht Sechs-Jahres-Hoch
Politische Krisen und niedrige Zinsen befeuern bekanntlich auch den Goldpreis. Angesichts der weltweiten Lage, verwundert dessen Anstieg also nicht. Aktuell durchbricht das Edelmetall sein Sechs-Jahres-Hoch. Analysten rechnen aber mit weitaus mehr.
Am Freitagmorgen zahlte man 1.411 US-Dollar je Feinunze Gold. So teuer war es zuletzt im September 2013. Da in den USA und Europa die Leitzinsen weiter niedrig bleiben oder gar gesenkt werden, wächst das Interesse am vermeintlich sicheren Anlagehafen. Der schwächelnde US-Dollar verstärkt diesen Effekt noch. Und ein Ende der politischen Auseinandersetzungen rund um die USA ist auch noch nicht in Sicht.